Datenanalyse im Rahmen des Zollmanagements

Zollbezogene Datenanalyse – ein Einblick für Praktiker

Eine praxisgerechte und individuell konfigurierbare IT-Lösung zur Analyse von zollrelevanten Daten (insbesondere Anmelde-/Stamm- und Transaktionsdaten sowie externe Daten) ist eine entscheidende Voraussetzung für eine strategie- und compliance-orientierte Zollfunktion, um hierauf effiziente, flexible und transparente Prozesse im Bereich Zoll und Außenhandel aufzubauen. Die Analyse und Auswertung von Zollkennzahlen und Key-Performance-Indikatoren ist daneben auch maßgeblich für die Unternehmensplanung, um hieraus mögliche Zoll-Einsparpotenziale abzuleiten oder Szenarioanalysen durchzuführen. Zudem stellt auch der präventive Effekt zur Aufdeckung und Verhinderung von Schwachstellen und Verstößen einen entscheidenden Mehrwert einer Datenanalyse dar und unterstützt hierdurch ein ggf. bereits vorhandenes Risiko- / Compliance-Management-System.

 

Datenerhebung und Datenintegration in Toolumgebung

Die Möglichkeit zur Datenanalyse setzt eine geeignete Datenverfügbarkeit und -erhebung voraus. Idealerweise gelangen sämtliche zollrelevanten Daten aus den identifizierten Datenquellen harmonisiert in ein Analyse-System. Hierbei wird im Normalfall der Ansatz „Extract, Transform, Load (ETL)“ angewendet, um Daten aus mehreren, unterschiedlich strukturierten Datenquellen in einem Zielspeicher zu vereinigen.

Mit modernen Front-End-Tools wird der Zollfunktion idealerweise die Auswertung der aktuellen Kennzahlen innerhalb von Dashboards auf einen Blick zusammengefasst bereitgestellt. Durch Parametrisierung und individuelle Filterung können Unternehmensdaten hierbei gezielt eingegrenzt und visualisiert werden.

 

Outsourcing vs. Unternehmensinterne Datenanalyse

Steht die Zollfunktion vor der Herausforderung einen Datenanalyseprozess einzuführen, stellt sich zunächst die Frage, ob innerbetrieblich Datenanalysekapazitäten aufgebaut werden sollten oder ob diese Tätigkeit an einen Dienstleister übertragen werden könnte.

Einerseits sprechen für die Anschaffung eines eigenen Datenanalyse-Tools flexible, schnell umsetzbare Einsatz- und Anpassungsmöglichkeiten sowie die Option einer tiefen Integration in Stammdaten und ERP-Systeme. Andererseits bedeutet das Outsourcing der Datenanalysetätigkeit eine weitaus geringere personelle, zeitliche sowie finanzielle Ressourcenbindung und lässt die Durchführung der Datenanalyse ad hoc und mit zusätzlichem externem Sachverstand beginnen.

Informieren Sie sich gerne über die zollbezogenen Datenanalyse- und Reportingdienstleistungen der AWB unter:

Anwendungsfällen des datenbasierten Zollmanagements

Reporting

Das Reporting, also die Erhebung von Zolldaten, bildet die Grundlage der Datenanalyse und gleichzeitig können hierdurch wertvolle Erkenntnisse und Kennzahlen ermittelt werden. Klassische Anwendungsfälle des Reportings sind hierbei Kennzahlen wie z.B. gezahlte Einfuhrabgaben (je  Region/Land/Produkt/Einfuhrabgabenart etc.) oder erzielte Einsparungen (je  Region/Land/Produkt/Präferenzabkommen/besonderen Zollverfahren/Incentive Programme etc.).

Compliance im Rahmen des Risikomanagements

Ein entscheidender Mehrwert der zollbezogenen Datenanalyse besteht darin, durch Verdichtung und Verprobung von Daten aus verschiedenen Quellen, Anhaltspunkte für Compliance und Effizienz-Schwachstellen sowie prozessuale Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Beispiele hierfür wären der Abgleich von angemeldeten Zolltarifnummern mit hinterlegten Stammdaten, Verprobung von in der Zollanmeldung angemeldeten vs. gebuchte Rechnungsbeträge, Plausibilitätschecks der angemeldeten Lieferkosten anhand Lieferbedingungen, Abgleich des Versendungslandes mit dem angegebenen Ursprungsland der Waren, Überblick über die abgegebenen Verfahrenscodes, EU-Codes, TARIC-Codierungen und -Bescheinigungen, Inkonsistenzen und Auffälligkeiten in Zollanmeldedaten (z.B. hinsichtlich Präferenzcodes, Codenummern).

Existiert im Unternehmen bereits ein zollspezifisches Risikomanagement im Rahmen eines Compliance Management Systems (CMS) oder ein internes Kontrollsystem (IKS), können regelmäßige bzw. anlassbezogene Datenanalysen wie die vorstehend Beschriebenen als präventive und detektivische Kontrollen auch in diesem Rahmen zur Erhöhung des Compliance-Levels beitragen bzw. hierin unterstützen.

Einsparpotenziale und Unternehmensplanung

Die Analyse von Supply Chain Daten aus ERP-Systemen (insbesondere aus den Bereichen Beschaffung, Produktion und Vertrieb) erlaubt es der Zollfunktion Lieferbeziehungen im Einkauf, Produktionsstätten und Vertriebsmärkte in Beziehung zueinander zu setzen und dadurch Ansatzpunkte für Zolleinsparungen zu identifizieren. Hierbei ist es von Bedeutung, welche Rolle das im Rahmen der Datenanalyse zu betrachtende Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette einnimmt:

  • Ein Lieferant von Vorprodukten wird im Rahmen der Analyse betrachten wohin er seine Ware liefern und gegebenenfalls unter Ausnutzung von Präferenzabkommen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mitanbietern erzielen kann.
  • Ein global agierender Produzent von Fertigwaren wird hingegen die gesamte Lieferkette betrachten. Hierbei müssen beispielsweise nachfolgende Fragestellungen in der Analyse betrachten werden:
  • Aus welchen Ländern können die Vorprodukte kostengünstig unter der Berücksichtigung von Präferenzabkommen bezogen werden?
  • Wohin werden die Fertigprodukte geliefert und können die Waren präferenzbegünstig in den jeweiligen Absatzmarkt, gegebenenfalls unter Berücksichtigung von Kumulierung der Vorprodukte, exportiert werden?
  • Welche zollrechtlichen Verfahren oder lokale Incentive-Programme können genutzt werden, um eine weitere Kostensenkung innerhalb der Lieferkette zu erreichen?

Überführt man die vorstehend beschriebenen Analysen in die strategische Planung des Unternehmens in Bezug auf Bezugs-, Fertigungs- und Absatzmärkte, so kann im Zusammenspiel der betreffenden Unternehmensfunktionen mit der Zollfunktion ein entscheidender Mehrwert im Rahmen von Kostensenkungen und einer Erhöhung des Compliance-Levels geschaffen werden.

Fazit

Die Datenanalyse kann auf diese Weise Ihr Unternehmen in die Lage versetzen, in der hochdynamischen Zollwelt unserer Zeit den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Den Zollverantwortlichen bleibt durch die automatisierte Datenanalyse mehr Spielraum, um das strategische Potenzial grenzüberschreitender Handelsbeziehungen in Form von Zollvorteilen bestmöglich auszuschöpfen.

Für weitere Informationen wird auf den erschienenen Artikel „Datenanalyse im Rahmen des Zollmanagements“ der Fachzeitschrift „ZOLL.Export“ (Ausgabe Dezember 2021) verwiesen.

Michael Tomuscheit
Michael TomuscheitGeschäftsführer
Dominik Organistka
Dominik OrganistkaSenior Consultant